Eine Show für sich
Sein Beruf: Evententwickler. Seine Leidenschaft: Kunst und Kultur. Roland Kalweit und sein Team machen die Autostadt zur Bühne. Der erfahrene Musiker und Schauspieler ist eine markante Persönlichkeit und wird in der Serie „Autostadt 24/7“ vorgestellt, die regelmäßig einen Blick hinter die Kulissen gewährt.
Jedes Event, Konzert und Theaterstück ist eine Wundertüte. Licht und Bühnenbild sollen perfekt sein. Der Sound muss Güteklasse A ausfallen. Hinter den Kulissen der Autostadt wird es deswegen regelmäßig hektisch – doch Roland Kalweit bleibt gelassen. „Unruhig werden, Panik schieben: Das bringt doch nichts“, sagt der erfahrene Evententwickler der Autostadt. Seine Ausgeglichenheit wirkt wie Balsam gegen Nervosität. Die Souveränität, mit der er Stress begegnet, ist eine Show für sich
Geht es um die beste Akustik, kann es an den Mischpulten zwischen den Technikern schon mal laut werden. Roland Kalweit moderiert – mal feinfühlig, mal mit Wucht.
Der Künstler steckt im Stau fest
Auf dem Konzertprogramm der Autostadt steht an diesem Tag ein internationaler Star: Milow. Bis zum Soundcheck sind es nur noch drei Stunden, aber der Verkehr rund um Wolfsburg macht Schwierigkeiten: Der Singer-Songwriter wird wegen eines Staus verspätet eintreffen. Die Nachricht dazu geht auf Kalweits Handy ein. Die Vorbereitungen auf der Wasserbühne vor dem Porsche Pavillon laufen dennoch auf Hochtouren: Aus acht Lautsprechern entstehen zwei Boxentürme, drei Mikrofone werden aufgebaut – ihren Klang auszubalancieren, hält drei Tontechniker auf Trab. Der Wettstreit um die beste Akustik sorgt an den Mischpulten für leidenschaftliche Dialoge, die Kalweit mit seinem speziellen Tonfall moderiert. Er wählt wahlweise feinfühlige Ansagen oder setzt sich bei Meinungsverschiedenheiten mit Wucht durch.
Als Milow endlich vor Ort ist und mit den Proben beginnt, warten alle gespannt auf sein Urteil. Das Ergebnis: Der Belgier lächelt zufrieden. Außerdem mag er die familiäre Atmosphäre unter der Dachkonstruktion des Pavillons. Kalweit bespricht mit ihm die Details seines Auftrittes.
Sänger Milow und Roland Kalweit nach erfolgreichem Soundcheck - trotz Stau.
Seine Bühnenerfahrung ist ein Schatz
Das Gespür dafür, wie Künstler:innen ticken und was ihnen wichtig ist, ist eine Gabe. Kalweit, selbst ein erfahrener Schauspieler, Musiker und Regisseur, kennt beide Seiten. Er nennt sich eine Rampensau und weiß aus eigener Erfahrung, was sich im Bauch und Kopf abspielt, wenn die Bühne ruft. Seit mehr als 20 Jahren plant, verhandelt und organisiert er in der Autostadt Konzerte, Lesungen, Shows und Revuen. Damit alles passt, sind eingespielte und harmonische Teams wichtig. Kalweit wählt seine Leute für den Bühnenablauf, für Ton und Maske mit Bedacht aus.
In den finalen Meetings vor Konzerten geht es neben technischen Details um so manche Befindlichkeit. Dem einen Star ist wichtig, dass sein Hotelbett in eine bestimmte Himmelsrichtung ausgerichtet wird. Andere wollen vor ihrem Auftritt nicht gestört werden und schotten sich im Hotel ab. Alle Künstler:innen eint, dass sie sich nach einem zentralen und zuverlässigen Ansprechpartner für ihren Auftritt sehnen. Nach einem Gegenüber, das ihre Wünsche erfüllt, Sorgen verscheucht und Zuversicht ausstrahlt. Genau das ist Kalweit. „Ich weiß, was zu tun ist, damit sich die gute Stimmung eines Künstlers auf das Publikum überträgt“, erzählt der 59-Jährige. Sein Job ist erst dann gelungen, wenn die Zuschauer:innen genießen und darüber staunen, was die Autostadt im Sommer wie Winter möglich macht
„Wichtig ist, dass Künstler gut betreut werden. Dabei müssen auch ihre Wehwehchen ernstgenommen werden.“
ROLAND KALWEIT ÜBER SEINE ROLLE ALS ORGANISATOR VON KUNST UND KULTUR
Künstler sind kreative Partner
Ganz gleich, ob es um aufstrebende Straßenbands, begnadete Tanzcompagnien, internationale Stars auf Bühnen und Eisflächen oder eingespielte Klassik-Ensembles geht – alle Beteiligten auf und hinter der Bühne bringen ihre Sichtweisen und Vorlieben mit. Kalweit führt die diversen Blickwinkel und Stärken so zusammen, dass das Gesamtkunstwerk gelingt. Er zieht an unsichtbaren Fäden und investiert viel Zeit in klärende Gespräche. Seine feinfühlige Art lotst Größen in Serie nach Wolfsburg. Sie werden nicht bloß als temporäre Gäste, sondern als kreative Partner:innen behandelt. „Der größte Fehler wäre, den Künstler zum Dienstleister zu degradieren. Das funktioniert nicht, wenn man mit ihm ein Publikum begeistern will“, verrät Kalweit.
Der Eventprofi ist der ideale Frontmann. Regelmäßig tritt Kalweit in der Autostadt als Moderator oder Teil einer Inszenierung auf. „Ich bin Schauspieler von Herzen“, sagt der Mann, der gerne markante Hüte trägt. Er geht auf die Menschen zu und sucht das Gespräch. Wenn eine von ihm konzipierte Show läuft, mogelt er sich auch mal unter das Publikum, um herauszufinden, warum es wie reagiert.
Seine Leidenschaft neben der Kultur? Hüte!
Großartige und kuriose Momente
Eine vermeintlich simple Frage bringt den routinierten Kalweit dann doch ins Wanken. Was waren seine bisher schönsten Momente in der Autostadt? Hier beginnt einer, der schon so viel erlebt und inszeniert hat, zu grübeln. Zu seinen Highlights gehört die Weltpremiere von „Tabaluga on Ice“. Die Eis-Show hatte Peter Maffay, den Interpreten und Erfinder der Märchengestalt Tabaluga, zu Tränen gerührt. Es gab auch beeindruckende Begegnungen mit Liza Minnelli, Mario Adorf, Sting, Otfried Preußler, Joe Cocker, B. B. King, Paul Anka, Adel Tawil, Eros Ramazotti und vielen anderen.
Zu mehr als 20 bewegten Jahren mit Kunst und Kultur in der Autostadt gehören auch kuriose Momente. Der amerikanische Jazz-Pianist Herbie Hancock überbrückte einen Totalausfall der Technik mit Anekdoten aus seinem Leben. Der Brite Bryan Ferry kann nicht singen, wenn ihm die Farbe Orange in die Quere kommt. Kalweit und sein Team mussten deshalb in Windeseile den gesamten Backstagebereich umgestalten – wobei die frisch orangegefärbten Haare der Garderobiere übersehen wurden. Das Konzert konnte zum Glück dennoch stattfinden. Und dann war da noch die Band von Diana Krall, deren Leadgitarristen kurz vor Konzertbeginn das Allerwichtigste fehlte, denn seine Gitarre war im Flieger verschwunden. Roland Kalweit fackelte nicht lange, fuhr schnell nach Hause und holte seine private Gibson-Gitarre – das Konzert war gerettet